Der Exit!-Lesekreis in HH sendet regelmĂ€Ăig einen Beitrag unter dem Titel rotten system! rotten world? auf Radio FSK [Freies Sender Kombinat, Hamburg], und zwar immer
- jeden zweiten Mittwoch im Monat von 08:00 bis 10:00 Uhr vormittags.
Die BeitrĂ€ge werden auch jeweils im transmitter, der Programmzeitschrift von Radio FSK angekĂŒndigt.
Aus aktuellem AnlaĂ [Stichworte Klimawandel, Corona-Pandemie] senden wir in den Monaten April, Mai, Juni und Juli 2020 die BeitrĂ€ge des exit! Seminars 2013 Gesellschaftliche NaturverhĂ€ltnisse: „[…] Wenn wir von gesellschaftlichen NaturverhĂ€ltnissen sprechen, geht es […] um das VerhĂ€ltnis von Natur und kapitalistischem Patriarchat, das sich nicht in postmoderne PluralitĂ€t auflösen lĂ€sst. Ăkologische Probleme können unter kapitalistischen Bedingungen nicht gelöst werden; darĂŒber hinaus weisen neue ökologische Bewegungen starke ideologische Momente auf, die bei fortschreitender Krise ihr Destruktionspotential erst voll entfalten könnten, wie anhand der Postwachstumsbewegung aufgezeigt wird. AuĂerdem werden Ăberlegungen zum Androzentrismus in der Geschichte der Naturwissenschaften und zur âNatur des Subjekts und des Staatesâ angestellt.
Dokumentation des Seminars Gesellschaftliche NaturverhÀltnisse inklusive aller VortrÀge im Audioarchiv kritischer Theorie und Praxis.
April 2020 [Teil 1]: Claus Peter Ortlieb, Kapitalistische Krise und Naturschranke.
Anders als die ökonomische Krise, die in der bĂŒrgerlichen Ăffentlichkeit als vorĂŒbergehende Erscheinung gedeutet wird, wird die ökologische Krise dort durchaus als Grundproblem der modernen Lebensweise wahrgenommen. Allzu offensichtlich ist der Widerspruch zwischen den ökonomischen Wachstumsimperativen auf der einen und der Endlichkeit der stofflichen Ressourcen auf der anderen Seite. Solange allerdings die kapitalistische Produktionsweise fĂŒr so natĂŒrlich gehalten wird wie die Luft zum Atmen, beruhen alle Problemlösungen auf Fiktionen: WĂ€hrend die einen die Naturschranke unter Hinweis auf den technischen Fortschritt als nicht existent vom Tisch wischen, vernachlĂ€ssigen oder verniedlichen die anderen die systemischen ZwĂ€nge und halten allen Ernstes einen Kapitalismus ohne Wachstum fĂŒr möglich. Dazwischen versucht eine Mehrheit, das Problem durch die Kreation logisch unvertrĂ€glicher Begriffe wie den des ânachhaltigen Wachstumsâ zu vernebeln und sich so die Vereinbarkeit des Unvereinbaren einzureden.
Zur KlĂ€rung der Frage, was da eigentlich so zwanghaft wĂ€chst, sollen im Referat die im Laufe der kapitalistischen Entwicklung dynamisch sich verĂ€ndernden Beziehungen zwischen Mehrwertproduktion, stofflichem Output und Ressourcenverbrauch und die aus ihnen resultierenden WachstumszwĂ€nge untersucht werden. Dabei zeigt sich, dass ökonomische und ökologische Krise einerseits dieselbe Ursache in dem immer weiteren Auseinandertreten von stofflichem und abstraktem Reichtum haben. Auf der anderen Seite geraten die innerkapitalistischen Lösungsversuche fĂŒr beide Krisen miteinander zunehmend in Widerspruch: WĂ€hrend etwa im Rezessionsjahr 2009 die weltweite CO2-Emission tatsĂ€chlich leicht zurĂŒckging, laufen die vergeblichen Versuche zur BewĂ€ltigung der ökonomischen Krise darauf hinaus, noch die letzten natĂŒrlichen Schranken gewaltsam zu durchbrechen.
Literaturliste zum Vortrag „Warum der Kapitalismus die Umwelt zerstören muss“ von C.P. Ortlieb.
Weiter Texte von Claus Peter Ortlieb