Der Exit!-Lesekreis in HH sendet regelmĂ€Ăig einen Beitrag unter dem Titel rotten system! rotten world? auf Radio FSK [Freies Sender Kombinat, Hamburg], und zwar immer
jeden zweiten Mittwoch im Monat von 08:00 bis 10:00 Uhr vormittags.
Die BeitrĂ€ge werden auch jeweils im transmitter, der Programmzeitschrift von Radio FSK angekĂŒndigt.
Januar 2020 VortrĂ€ge des exit! Seminars 2019Geschlecht, Subjekt, Krise [Teil 2]: Andreas Urban, Gleichstellung, Spitzenfrauen und âMĂ€nnlichkeitskrise“ â Kulturell-symbolische Aspekte der Verwilderung des Patriarchats.
Die moderne Geschlechterordnung ist seit Jahren erheblichen Wandlungsprozessen unterworfen. Politik und Wissenschaft propagieren die Gleichstellung der Geschlechter, Frauen werden zunehmend in die ErwerbssphĂ€re integriert und dringen dabei immer hĂ€ufiger bis in politische und wirtschaftliche Spitzenpositionen vor. Zugleich erfahren MĂ€nner durch solche Entwicklungen, aber auch durch zunehmende Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt (Massenarbeitslosigkeit, Prekarisierung etc.) empfindliche Einschnitte in ihre historisch gewachsene, hegemoniale Position und damit auch in ihre mĂ€nnliche IdentitĂ€t â Tendenzen, die in jĂŒngerer Zeit vor allem von konservativer und rechtspopulistischer Seite als âMĂ€nnlichkeitskrise" verhandelt werden.
Auf der anderen Seite ist zu beobachten, dass geschlechtsspezifische Ungleichheiten und sowohl materielle als auch symbolische Geschlechterhierarchien trotz all dieser VerĂ€nderungen bestehen bleiben â sei es der von frauenpolitischer Seite so vehement beklagte Gender Pay Gap oder die nach wie vor bestehende Hauptverantwortung von Frauen fĂŒr reproduktive TĂ€tigkeiten (Kinderbetreuung, Haushalt, Altenpflege usw.). Auch beruhen die Normalisierung weiblicher BerufstĂ€tigkeit und der Erfolg von sogenannten âKarrierefrauen" wesentlich auf der Internalisierung und Reproduktion von traditionell mĂ€nnlich konnotierten Handlungsorientierungen der Konkurrenz, die gerade in der aktuellen Krise des warenproduzierenden Systems auf allen Ebenen eine enorme Zuspitzung erfahren. Entgegen weit verbreiteten, feministischen Hoffnungen erweisen sich derartige Entwicklungen im Bereich der GeschlechterverhĂ€ltnisse also nicht als greifbar werdende Ăberwindung patriarchaler, androzentrischer Strukturen, sondern vielmehr als Symptome ihrer fortschreitenden âVerwilderung" (Roswitha Scholz). Einige Aspekte dieser Verwilderung â insbesondere auf der Ebene der symbolischen Geschlechterordnung â sollen in diesem Vortrag beleuchtet werden.
Wie verweisen auch auf die weiteren Texte von Andreas Urban unter exit-online.org.